Denken in Wahrscheinlichkeiten ist nicht ganz einfach
Denken in Wahrscheinlichkeiten
ist oftmals Glückssache.
Hier ein berühmtes Beispiel:
Das Ziegenproblem
Die Denkfähigkeit des Menschen
ist nicht
in allen Bereichen
gleichmäßig gut ausgeprägt.
(nur deshalb gibt es ja
Denkmethoden)
Es gibt besonders auffällige
Denk-Defizite
bei Statistik und Wahrscheinlichkeiten
...
Wetten?
Können Sie das Ziegenproblem lösen?
Am Ende einer Fernseh-Show darf der Hauptgewinner durch eine Art Losentscheid seinen Gewinn ermitteln. Er wählt eine von drei Türen, hinter denen sich möglicherweise der Gewinn verbirgt. Eine der drei Türen verbirgt den Hauptgewinn. Hinter den beiden anderen steht jeweils ein Ziegenbock als Symbol für die Niete.
Nachdem nun der Gewinner eine Tür ausgewählt
hat, gibt der Showmaster ihm eine zusätzliche Chance:
Er öffnet eine der beiden verbliebenen Türen, eine
Niete natürlich, und bietet dem Kandidaten die Chance,
seine Wahl beizubehalten oder auf die dritte noch
verbliebene Tür zu wechseln.
Die entscheidende
Frage lautet:
Erhöhen sich die Gewinnchancen, wenn er wechselt? Bleiben sie gleich? Oder sinken sie?
Über diese scheinbar so simple Aufgabe wurde selbst in Fachkreisen ein erbitterter Streit ausgetragen. Angeblich haben sich sogar Mathematiker von Weltruf zu gegenseitigen Beleidigungen hinreißen lassen. Versuchen Sie also, diese Frage zu beantworten, bevor Sie weiterlesen.
Halt! Bitte wirklich erst entscheiden: Was ist die Lösung des Ziegenproblems: Verbessern sich die Chancen, ja oder nein?
Bitte wirklich nachdenken! Nicht mogeln!
Der "gesunde Menschenverstand" sagt uns, dass der Wechsel auf keinen Fall etwas bringen kann. Es hat sich doch durch die zusätzliche Information gar nichts geändert. Aber ist das wirklich richtig? Denken Sie einmal darüber nach.
Eine überraschende Antwort!
Die überraschende Antwort ist: Der Wechsel verdoppelt (!) die Gewinnchance.
Einen exakten mathematischen Beweis für die Lösung des Ziegenproblems führt man übrigens über abhängige Wahrscheinlichkeiten. Für mathematische Laien: Stellen Sie sich vor, die Show würde 999 mal durchgeführt. Der Kandidat wählt stets nach Zufallsprinzip aus und nimmt das Angebot des Showmasters niemals wahr. Dann ist seine Gewinnchance stets 1:3 und er wird ungefähr 333 Autos gewinnen. Die restlichen 666 Autos, also das Doppelte, standen hinter der zweiten Tür. Der Wechsel wäre richtig gewesen.
Unser "gesunder Menschenverstand wehrt sich regelrecht gegen dieses Ergebnis. Das Ziegenproblem hat es wirklich in sich. Wir denken, das könne nicht wahr sein. Und doch ist es so. Der Wechsel verdoppelt die Gewinnchance.
Es gibt weitere Beispiele für unsere Unfähigkeit, mit Statistik und Wahrscheinlichkeiten denktechnisch umzugehen. Wahrscheinlichkeitsrechnung ist im Grunde kein allzu kompliziertes Gebiet. Aber es zeigt immer wieder Ergebnisse, die scheinbar vom "gesunden Menschenverstand" abweichen. Selbst die Eltern von Fünftklässlern haben manchmal Probleme, die Aufgaben ihrer Kinder zu lösen.
Ein Fan und seine Mannschaft
Halten Sie es für möglich, dass Sie und ein paar Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft genau heute gemeinsam 77777 Tage alt werden? Also das heutige Alter in Tagen dieser Spieler aufaddiert, Ihr eigenes Alter in Tagen hinzugefügt und das Ergebnis ist genau 77777? Ist das möglich? Prüfen Sie es nach mit der verblüffenden Rechenfunktion von my-age-in-days.com.
Erstaunt? Und jetzt sollten Sie gleich nochmal dorthin zurückkehren und alle Nationalmannschaften der WM 2014 durchprobieren. Sie werden auch feststellen, dass Sie das morgen gleich wieder ausprobieren können und einfach mit ein paar anderen Spielern wieder zum gleichen verblüffenden Ergebnis kommen. Und Sie können das Ihr ganzes Leben lang jeden Tag probieren. Es wird einfach immer eine solche Kombination geben.
Um das zu verstehen, benutzen wir ein vergleichsweise wesentlich einfacheres Problem:
Das Geburtstagsproblem...
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Gruppe von 28 Personen zwei am gleichen Tag Geburtstag haben? Bei derartigen Aufgaben scheitern wir kläglich. Schätzen Sie bitte zuerst und rechnen Sie dann nach!