Der natürliche Bewegungsdrang
Kinder müssen sich "austoben". Doch auch wenn das ausreichend befriedigt ist,
bleibt
noch immer ein erheblicher Drang zu Bewegungsspielen. Kinder, die ohne Anleitung
durch Erwachsene
einfach nur spielen, was ihnen Spaß
macht, tun oft Dinge, die wir rückblickend als Training für das Gehirn deuten
können. Diese Spiele unserer Kindheit waren geprägt von
- Balancieren, auf einem Bein stehen, auf Stelzen gehen ...
- Barfuss gehen
- Rhythmische Bewegungen in Verbindung mit Balance, Hüpfspiele etc
- Feinmotorische Übungen wie Murmelspiele
"Ruhig dasitzen" sollten Kinder natürlich irgendwann auch lernen. Doch wir können
davon ausgehen, dass die Natur über zahllose Generationen hinweg auch den
Spieltrieb der Kinder so entwickelt hat, dass es nicht nur die körperliche,
sondern auch die geistige Entwicklung optimal fördert. Neben gezielter Förderung
ausgewählter Bewegungen, wie gleich beschrieben, sollte es unser wichtigstes
Anliegen sein, erst mal dem natürlichen Spieltrieb möglichst optimalen Raum zu
geben.
Geht es auch einfacher?
Es muss nicht immer Jogging sein. Durch Versuche
an Schülern fand man heraus, dass bestimmte Übungen
mit viel weniger Aufwand beträchtlich zum Lernen,
Konzentrieren und Denken beitragen können.
Einige solche Übungen wurden unter dem Namen "Brain
Gym" von Gail E. und Paul E. Dennison veröffentlicht.
Häufig wird auch der Begriff Edu-Kinesiologie benutzt.
Die meisten davon sind einfache gymnastische Übungen,
einige zählen zum Bereich
Akupressur.
Wie weit man untersucht hat, ob ganz andere Übungen
nicht einfach auch den selben Effekt gehabt hätten,
ist mir nicht bekannt. Ganz eindeutig sind aber
Überlagerungseffekte mit anderen Einflüssen erkennbar:
Bewegung an der frischen Luft, insbesondere auch
im Winter, regt nicht nur den Körper, sondern auch
die Gehirnleistung an.
Ist Brain Gym wissenschaftlich untermauert?
Noch einmal: Der grundsätzliche Zusammenhang
zwischen Körper und Geist steht außer Frage. Selbst
den negativen Einfluss zu eng gebundener Krawatten
konnte man wissenschaftlich nachweisen. Auch die
relative Verbesserung der geistigen Leistung bei
einem strammen Spaziergang gegenüber Ruhe ist klar
nachgewiesen.
Tipp:
Erinnern Sie sich an den berühmten
Rubik´s Cube? Er
trainiert das Zusammenspiel von Augen, Fingern und
Gehirn in einzigartiger Weise. Auch eine Art "Gymnastik
fürs Gehirn"!
Kinder haben einen großen Bewegungsdrang. Bewegungsspiele
sind aber nicht nur in den Pausen auf dem Schulhof
sinnvoll, sondern auch von Zeit zu Zeit zwischen
den Hausaufgaben! Bewegung fördert das Lernen.
Spezifische Wirkung?
Die spezifische Wirkung, also "Übung xy
fördert speziell Kreativität oder Konzentration"
etc, ist wesentlich schlechter nachzuweisen. Die
Übungen sind aber durch Selbstversuche zu bestätigen
und die Wirkungen werden wohl zu Recht vermutet.
Wissenschaftliche Nachweise mit größeren Personenzahlen
stehen jedoch aus. Durch Überlagerung mit dem Einfluss
der "Grundaktivierung" und Placeboeffekten
durch die besondere Zuwendung bei den beobachteten
Schülern dürfte ein exakter Nachweis auch überaus
schwierig werden.
Auch spezielle Versuche, z. B. zur Verbesserung
des Gehörs, zeigen verblüffende Erfolge, sind
aber ebenfalls aufgrund der geringen Personenzahlen
und dem mangelnden Ausschluss von Placebo-Effekten
wissenschaftlich nicht verwertbar. Aber sie sind
plausibel und was wirkt, ist gut, auch wenn wir
nicht jeden Effekt genau beschreiben können.
Tipp:
Die Aktivierung des Gehirns hat
viel mit den Reflexzonen der Fußsohlen und mit unserem
Gleichgewichtsorgan zu tun. Den letzteren Zusammenhang
nützt man sehr leicht aus, indem man morgens für
eine Stunde einen
Sitzball
statt eines Stuhls benutzt! Sehr empfehlenswert
sind auch sehr einfache Übungen (Auf- und Absteigen)
mit einem noppenbesetzten (Reflexzonen)
Aero-Step
zum Beispiel beim morgendlichen Zähneputzen, auch
gut für Kinder geeignet.
Brain Gym ausprobieren!
Die Brain-Gym-Übungen auszuprobieren, ist nicht
besonders aufwendig. Sie werden ohnehin feststellen,
dass manche Übungen besonders wirkungsvoll sind,
andere praktisch gar nicht. Konzentrieren Sie sich
einfach auf die Übungen, auf die Sie persönlich
am besten ansprechen.
Tipp:
Kräftiges Gähnen ist nicht nur
wichtig für die
Gesundheit
der Augen,
sondern hat auch positiven Einfluss
auf die geistige Leistungsfähigkeit!
Die Übungen sind sinnvoll für den Langfrist-Gebrauch.Weder
Ihre schulpflichtigen Kinder noch Sie selbst werden
aber auf Dauer eine größere Anzahl verschiedener
Übungen regelmäßig ausführen. Also auf jeden Fall:
Auswählen, was wirkt.
Selbst kreativ sein
Eine der einfachsten Möglichkeiten, seine Kreativität
und Denkfähigkeit über körperliche Aktivierung zu
steigern, habe ich noch in keine Denkmethoden-Buch
gefunden: Tanzen. Klassische Tänze wie Walzer, Tango
etc mit disziplinierten, harmonischen Bewegungen
steigern die Denkfähigkeit schneller als Joggen.
Auch spezielle Gymnastik, die eigentlich für
die "Wirbelsäule" und insbesondere für
eine "aufrechte Haltung" gedacht sind,
zeigen Wirkung auf die geistige Leistung.
Betrachten Sie Übungsvorschläge aus Büchern also
in erster Linie als gute Anregung und gute Beispiele.
Man kann auch selbst probieren, worauf man anspricht.