Hilfsmittel in depressiven Phasen
Nach unserer Einschätzung ist in depressiven
Phasen das System meineZIELE uneingeschränkt empfehlenswert.
Menschen, denen die Nutzung von meineZIELE während
einer Depression gelungen ist, berichten von einer
sehr positiven Wirkung. In der Praxis sind Patienten
aber häufig nicht in der Lage, einen PC oder ein
komplexes Softwaresystem zu benutzen. Wirksame Hilfen
sind:
- Erlernen von Zeitmanagementtechniken und
Gewohnheitsbildung außerhalb akuter Krankheitsphasen
- Unterstützung durch Angehörige bei der Nutzung
- gemeinsame Nutzung zusammen mit Angehörigen
- Ausweichen auf einfachste Lösungen auf Papier
Unterstützung durch Angehörige
Es besteht oftmals die Bereitschaft von Freunden
oder Angehörigen, beim "Leben wieder in den Griff
bekommen" intensiv zu helfen. Es sind drei Schritte
zu unterscheiden, bei denen Hilfe sehr wirksam sein
kann:
1. Die Klärung der Gesamtsituation mit einer
großen gegliederten Liste mit allem was ansteht.
Unterstützende Personen können hier besonders darauf
einwirken, dass nicht nur ein Menge von Pflichten,
Lasten und Risiken entsteht, sondern dass auch die
Chancen, Verbesserungsmöglichkeiten und Hoffnungsträger
gesehen werden.
2. Die Einübung der Prioritätensteuerung. Angehörige
können sehr gut helfen, den Prioritätenzyklus mit
meineZIELE in Gang zu setzen.
3. Angehörige und Freunde haben einen besseren
Blick auf Können, Fähigkeiten, gute Eigenschaften
etc, die man zum Aufbau des Selbstwertgefühls auflistet.
Es ist äußerst hilfreich, wenn es gelingt, jemandem
diesen Reichtum bewusst zu machen.
Gemeinsame Nutzung mit Angehörigen
Psychische Erkrankungen können ganz schnell das
ganze familiäre Umfeld an das Ende seiner Kräfte
bringen. Anwender haben von sehr positiven Erfahrungen
berichtet, wenn Patient und Lebenspartner über einen
längeren Zeitraum ein gemeinsames Zeitmanagement
führen und vor allem die damit verbundenen Klärungs-
und Priorisierungsprozesse immer wieder gemeinsam
durchführen.
Horizontwechsel
Anwender haben uns schon berichtet, es wäre regelrecht
erlösend, wenn man nach einer weitgehend durchschrittenen
Depression wieder anfängt, einmal einen Blick auf
die nächste Woche zu werfen. Es ist aber sehr viel
schwerer, bei einer beginnenden Depression in ungewohnt
kleinen Schritten zu planen. Das geht oft nur durch
vorheriges Üben. Gerade wenn man zum Papier gewechselt
hat, dann gibt es eben auch keine Programmfunktionen
mehr, die einem gezielt bestimmte Verhaltensweisen
abverlangen könnten.
Zeitmanagementsysteme haben üblicherweise verschiedenen
Kalender, die einen Perspektivenwechsel einfach
machen. Auch die professionellen Zeitplanbücher
aus Papier (wie Tempus, Hirt etc) haben unterschiedliche
Blätter, etwa Wochenblätter oder Tagesblätter. Arbeitsmethodisch
geht das aber völlig an der Sache vorbei. Termine
werden durch eine Depression nicht kürzer. Es geht
nicht um Termine, sondern um Aufgaben, die man in
einem Organizerprogramm nun mal nicht im Kalender
plant, sondern auf einer ToDo-Liste. Wenn diese
Liste nicht gliederbar ist, um aus großen Aufgaben
mehrere kleinere zu machen, dann ist ein solcher
Organizer den Umständen einer Depression nicht gewachsen.
"Schichtwechsel"
Zeitmanagement besteht, wie gerade beschrieben,
aus Terminmanagement und Aufgabenmanagement. Der
Umgang mit den Terminen wiederum besteht aus einer
ganzen Reihe von verschiedenen Arten von Terminen.
Die wichtigste Unterscheidung ist dabei die Trennung
von Wiederholterminen und Einzelereignissen. Wiederholtermine
sind das, was unseren "Stundenplan" ausmacht. Also
Dinge wie "Mittwoch 19 Uhr Basketball-Training".
Einzeltermine sind z. B. Friseur- oder Arzttermine.
Einzeltermine sind bei Gesundheit wie Krankheit
im Grunde in gleicher Weise zu planen. Lediglich
ihre Art und ihre Anzahl verändert sich. Die Wiederholtermine
dagegen kann man als Gesamtplan betrachten, den
man austauschen kann. So wechselt die gesamte Struktur
von Aufstehzeiten über Mahlzeiten, Sport, Einkaufen
bis zu den Zubettgehzeiten von Normalität zu Plan
B genauso, wie wenn man z. B. den Wochenplan der
Frühschicht gegen den Plan der Spätschicht tauschen
würde.
In meineZIELE haben wir das so gelöst, dass jeder
periodische Termin einem Plan zugeordnet werden
kann. Dann kann man jederzeit beliebige dieser Pläne
miteinander kombinieren. Manche Berufe erfordern
tatsächlich eine ganze Reihe von Plänen, etwa für
Sport, Familienleben, Sommer- und Wintersemester
und vorlesungsfreie Zeit und so weiter. Außerdem
lassen sich die periodischen Termine leicht durch
Farben kennzeichnen. Pläne dieser Art sollten grundsätzlich
in Zeiten erstellt werden, in denen man auch etwas
komplexere Dinge angehen kann. Oder man nimmt äußere
Hilfe in Anspruch.
Denken auf Vorrat
Zeitmanagement, das atmet, sich ausdehnt und
wieder schrumpft, je nach den Erfordernissen der
aktuellen Gesundheitslage, braucht so etwas wie
"Denken auf Vorrat". Das sind im Wesentlichen drei
Punkte:
Erstens: Die gerade beschriebene Vorbereitung
von Plan B oder C, auf die man leicht zurückgreifen
kann, die man aber in schwieriger Verfassung nicht
erstellen könnte.
Zweitens: Entscheidungen vorab treffen durch
Gewohnheitsbildung, klare Regeln für den Umgang
mit sozialen Medien oder Zu-Bett-Geh-Zeiten etwa.
Drittens: Checklisten vorbereiten. Ein großer
Vorteil eines elektronischen Zeitmanagement-Systems
ist es, gegliederte Checklisten zu beliebigen Lebensbereichen
vorbereiten zu können. Zwischen dem monatlichen
Berichtswesen in einer beruflichen Umgebung und
einer genauen Gliederung für die Aufgaben der Kehrwoche
gibt es technisch kaum Unterschiede. Checklisten
aus dem Umfeld der "Lebensbewältigung" sind aber
in der Regel nicht mit Dokumenten verknüpft, die
man zusätzlich heranziehen müsste. Deshalb kann
man sie auch ganz einfach ausdrucken und als eine
Art Notfallhandbuch in Papierform bereithalten.
Die Klarheit, was genau zu tun ist, kann so aus
einer Zeit der Normalität für eine Zeit reduzierter
Möglichkeiten bevorratet werden wie man z. B. Ölsardinen
auf Vorrat im Haus haben kann.
Wechselnder Funktionsumfang mit meineZIELE ?
meineZIELE wird auch im ganz normalen Gebrauch
mit wechselndem Umfang benutzt. Deshalb ist es von
vorneherein als "integrierter Werkzeugkasten" gebaut.
Ein wechselnder Funktionsumfang in Zusammenhang
mit den hier behandelten Problemfällen ist dadurch
abgedeckt.
Es gibt mehrere Versionen mit unterschiedlichem
Funktionsumfang (von der kostenlosen mZ Free bis
zu mZ Pro mit Funktionen für strategische Überlegungen
etc. ). Es gibt keine spezielle Version für die
Erfordernisse von Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Technisch gesehen, wären die Unterschiede zur Standardversion
ohnehin relativ klein. Wir wollen auch niemandem
das Gefühl geben, er müsste eine spezielle Lösung
für kranke Menschen erwerben. Alle in dieser Abhandlung
beschriebenen Verfahren und Funktionen von meineZIELE
sind ab der Standardversion enthalten. Teilweise
sind die Funktionen durch Optionen einzustellen.
Von psychischen Problemen betroffenen Menschen empfehlen
wir daher, meineZIELE Standard oder meineZIELE Plus
zu nutzen.
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Entscheidungen treffen in psychischen Problemsituationen