Konkurrenz
Eigentlich denkt man ja: Die richtige Positionierung, gutes Marketing und die besten Produkte werden es schon richten. Man kümmert sich um die Kunden und nicht um die Konkurrenten. Strategie dreht sich um bessere Leistung und nicht um den erbitterten Kampf gegen Wettbewerber. Doch das erweist sich als Wunschdenken.
In der öffentlichen Wahrnehmung sehen wir das Kartellamt, Preisabsprachen und den Eindruck, es gäbe eher zu wenig Wettbewerb. Das Bild täuscht jedoch. In den Führungsetagen der Unternehmen nimmt die direkte Auseinandersetzung mit Wettbewerbern einen wichtigen Platz ein.
Oft
genug geht es bei Strategie also nicht um Kunden
oder die beste Leistung, sondern direkt um den wirtschaftlichen
Gegner. Da wird aus reinen Konkurrenzgesichtspunkten
auch mal ein neuer Baumarkt direkt gegenüber dem
Konkurrenten errichtet, um ihm jede Preisluft zu
nehmen, egal ob man selbst daran verdient oder nicht.
Der Bäcker mit 10 Filialen erlebt durchaus eine
Kampfsituation gegen den übermächtigen Bäckerkollegen
mit 100 Filialen. Produktpiraterie, Betriebsspionage,
Übernahmeschlachten und Patentstreitigkeiten zeigen,
dass Wettbewerb sehr harte Formen annehmen kann.
Wir haben einerseits naheliegende Fragen: Wie analysiert man Konkurrenz-Situationen? Welche Analyse-Instrumente gibt es dafür? Als Beispiel werden Sie die Multipoint-Konkurrenten-Matrix kennenlernen.
Doch man muss schon unterscheiden: Befassen wir uns mit einem Marktgeschehen, das Trends unterliegt oder mit einem Gegner,der selbst strategisch denkt und der aktiv gegen uns handelt? Das wird uns auf das Gebiet der Spieltheorie führen. Strategie in Verbindung mit einem Gegner kann auch einen Wettlaufcharakter annehmen. Dazu sehen wir uns das Beispiel Zeitwettbewerb an.
Strategie gegen Übermacht
Zunächst aber wieder ganz Grundsätzliches zum
Thema am Beispiel der Weltgeschichte. Gerade der
Kampf gegen übermächtige Gegner zeigt uns da erstaunliche
Ergebnisse. Die Alten Griechen zum Beispiel trotzten
erfolgreich einer erdrückenden Übermacht der Perser
und erfanden gleichzeitig den Begriff der Strategie.
Finden wir hier eine optimale Strategie?
Erfanden
die Griechen strategisches Denken?
In den meisten Schlachten des Altertums garantierte eine deutliche Überzahl den Sieg. Großreiche entstanden. Strategie, die Kunst der Heeresführung, war, was die Vorhersage des Ausgangs betraf, eine einfache Sache.
Doch dann kam die Zeit Griechenlands. Die Demokratie und die Philosophie wurden erfunden. Es waren die Griechen, die begannen, wirklich bewusst über die Welt und ihre Zusammenhänge nachzudenken.
Schon im Altertum kannte man zweierlei Denkweisen: Die eine entsprach dem, was man heute als Marketingstrategie sehen würde: Man selbst legt fest, was man mit dem Nachbarland oder mit dem Markt tun will und zieht das dann durch.
Die andere Denkweise enthält Elemente der Spieltheorie von heute: Wenn wir dies tun, dann wird der Gegner wohl jenes tun oder diese oder jene Alternative. Dann müssten wir wieder so oder so reagieren .. Überlegungen dieser Art, also ein Nachdenken über Wechselwirkungen mit den möglichen Reaktionen des Gegners, sind heute besonders wichtig beim Festlegen von Preisen oder bei der Abgabe von Angeboten, zum Beispiel bei dem komplexen Bieterwettstreit um Mobilfunkfrequenzen etc. ( siehe Spieltheorie) . Jetzt aber weiter mit der Suche:
Ein übermächtiger Feind?
Im Altertum, vor zweieinhalbtausend Jahren, wollten
die Perserkönige Griechenland erobern. Ein Blick
auf die Landkarte zeigt Griechenlands aussichtslose
Lage.
Die
Übermacht der Perser war erdrückend. Noch dazu war
Griechenland kein Staat, sondern eine Ansammlung
kleinster und noch dazu zerstrittener Städte. Aber
die Minderzahl siegte!
Warum? War es Strategie? Konnten die Griechen durch Nachdenken und bessere strategische Entscheidungen den ausschlaggebenden Vorteil gewinnen? Sehen wir uns die berühmtesten Waffengänge an:
Die Schlacht um Troja, so will es die Sage, wurde nicht durch Strategie, sondern durch eine List entschieden, auf jeden Fall aber durch Nachdenken. Das Grundkonzept "Trojanisches Pferd" ist ein grundlegendes Strategiekonzept und bis heute in unserem Sprachgebrauch erhalten.
Die Schlacht bei Marathon, eine der wichtigsten Schlachten der europäischen Geschichte, wurde entschieden von einer Panik unter den persischen Hilfstruppen.
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Von Strategie keine Spur?![Schlacht bei Salamis](../st_abbildungen/Schlacht_bei_Salamis.jpg)
Die Thermopylen, eine Landenge zwischen Felsen und Meer, war seit uralter Zeit befestigt und durch Tore aus Erz gesichert. Dort versuchten die Griechen, die gewaltige Flut der hereinbrechenden Perserheere zum Stehen zu bringen.
Endlich ein strategischer Grundgedanke: Die Blockade an einem Engpass. Doch die Thermopylen gingen durch Verrat an die Perser verloren. Der Opfertod von 300 Spartanern unter König Leonidas, wieder etwas Neues in der Menschheitsgeschichte, rettete die griechische Armee.
Und so geht es weiter: Die Schlacht bei Salamis ließ Ansätze von Strategie erkennen und wurde doch entschieden durch Hinterlist und durch die bessere Kenntnis der heimischen Geographie.