Was sind Strategieprinzipien?
Wenn Konzentration gut ist, worauf sollen wir uns dann konzentrieren? Die Konzentration der Kräfte auf den wirkungsvollsten Ansatzpunkt ist eine einleuchtende Strategie. Doch wo finden wir den wirkungsvollsten Ansatzpunkt? Denken Sie nach über Engpässe, Minimumfaktoren oder Kernprobleme. Aber es gibt noch mehr Strategieprinzipien, über die sich ein paar Gedanken lohnen:
Ein Engpass verleiht Macht
Warum wohl hat Gibraltar Kanonen auf seinen Briefmarken? Am Engpass sitzt die Macht. Darum auch der erbitterte Kampf um die Stadt Troja, die Beherrscherin der Dardanellen.
Das Liebigsche Wachstumsgesetz
Das Liebigsche Wachstumsgesetz sagt: "Das Wachstum einer Pflanze orientiert sich an dem Nährstoff, den sie am wenigsten besitzt." Viele Landwirte düngen heute nach Bodenproben. Wenn ein Nährstoff, beispielsweise Phosphor, ausgeht, dann nützen zusätzliche Gaben von Stickstoff nichts.
Justus von Liebig hat aber etwas viel Grundsätzlicheres herausgefunden. Wachstums-, Entwicklungs- und Veränderungsprozesse unterliegen mit großer Sicherheit generell seinem Wachstumsgesetz. Für eine Konzentrationsstrategie hat das natürlich massive Konsequenzen.
Wechselnde EngpässeAuch im Wirtschaftsleben nützt z. B. die Konzentration auf immer neues Design herzlich wenig, wenn der entscheidende Faktor am Markt allein die Lieferzeit ist. Immer wieder neue Engpässe wie Fachkräftemangel, Rohstoffe, Energie, Kapital bestimmen reihum den Fortschritt eines Unternehmens, einer Region oder einer ganzen Volkswirtschaft. Erst wenn die Engpässe wirklich akut werden, dringen Sie in unser Bewusstsein. Offensichtliche Engpässe erfahren natürlich hohe Aufmerksamkeit. Auch verkrustete Unternehmen und Verwaltungen sind in der Lage, sich erstaunlich schnell einem Engpass zuzuwenden. Dagegen hapert es oft am "Sich wieder abwenden". Wir beobachten, dass an längst vergangenen Engpässen immer noch weiter verbessert wird, während doch längst ganz andere Faktoren deren Rolle übernommen haben. Strategische Überlegungen müssen daher an drei Punkten angesetzt werden:
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Wir haben zwei Optionen
Engpässe kann man beseitigen. Man kann sie aber auch nutzen. Ja, es kann sehr nützlich sein, Engpässe erst herzustellen.
Der Engpass ist keine Macht. Aber am Engpass
sitzt die Macht. Macht hat derjenige, der über den
Engpass entscheidet, der den Durchgang reguliert.
Der Landwirt, der gezielt fehlende Mineralien düngt,
hat den größeren Ernteerfolg mit weniger Aufwand.
Der Siegeszug des Transistors beruht auf der Möglichkeit, auf elektronischem Wege mit wenig Aufwand einen Engpass zu öffnen oder zu schließen. Eine Sanduhr schließlich macht es überdeutlich: Der Engpass beherrscht die Zeit.
Egal, ob Sie Opfer oder Nutzer eines Engpasses sind, für Ihre Strategie ist er entscheidend wichtig.