Das Kano-Modell nutzen
Kunden wollen begeistert werden. Und sie wollen nicht enttäuscht werden. Das Kano-Modell ist ein Produktentwicklungs-Ansatz. Er zielt auf die Begeisterung von Menschen und das Vermeiden von Enttäuschungen.
Das Kano-Modell als strategischer Ansatz
Das Modell ist aber mehr: Es lässt sich auch strategisch nutzen. Als wichtiges Hilfsmittel erzielt es Hebelwirkungen bei der Weiterentwicklung von Produkten und Leistungen. Deshalb steht es hier als Beispiel für eine wichtige Strategie im Umgang mit Menschen.
Wenn wir irgendein Produkt kaufen, dann reagieren wir auf manche Produkteigenschaften mit Begeisterung. Andere enttäuschen uns oder lassen uns völlig kalt. Im Kano-Diagramm werden Produktfeatures nach der Reaktion der Kunden klassifiziert. Auf einer Diagrammachse halten wir die Reaktion der Kunden fest. Die Bewertung reicht von Enttäuschung bis Begeisterung. Die andere Achse zeigt die Ausführung der Produktfeatures von "gänzlich fehlend" bis "hervorragend gemacht".
Nehmen wir z. B. ein Auto: Wir erwarten, dass es Motor, Bremsen und Räder hat. Wir wären maßlos enttäuscht, sollte eines davon fehlen. Andererseits reicht es uns aus, wenn die Bremse einfach funktioniert. Sie kann noch so gut bremsen: Begeisterung ist damit nicht mehr zu wecken.
Die Kurven im Kano-Modell
Im Kano-Diagramm spricht man in so einem Fall von der Basics-Kurve. Im Diagramm ist das die grüne Kurve. Hier liegen die Produktfeatures, die unbedingt sein müssen. Wenn ein Feature unbrauchbar ist, im Diagramm links unten, dann ist der Kunde enttäuscht. Und wenn es denn brauchbar ist, reagieren wir allenfalls neutral. Ein Mehr an Leistung bringt nur minimal mehr Kundenbegeisterung.
Anders vielleicht der Motor des Autos. Hier finden wir eine Art Proportionalität. Schwache Motorleistung enttäuscht. Jedes PS mehr lässt aber das Herz des Autokäufers höher schlagen. Im Kano-Diagramm spricht man von der Performance-Kurve.
Dann gibt es aber auch Features, die niemand vermisst. Vor der Erfindung des Airbags zum Beispiel, hat das niemand als Mangel gesehen. Solange ein Feature nicht funktioniert oder nicht brauchbar ist, reagiert man als Kunde gelangweilt. Ist aber eine echte Nutzenschwelle erreicht, dann ist es zu echter Begeisterung nicht weit. Im Kano Diagramm spricht man von der Excitement-Kurve.
Alle Features auf der Excitement-Kurve, die Begeisterungsmerkmale, unterliegen einem Gewöhnungseffekt. Auch der technische Fortschritt lässt sie veralten und selbstverständlich werden. Die beiden Screenshots rechts zeigen das am Beispiel des Airbags.
Diese Situation wie im Kano-Diagramm findet man bei allen Produktarten und Leistungen. Auch ein Angestellter kann die Aufmerksamkeit und vielleicht auch Begeisterung seiner Vorgesetzten wecken. Das schafft er aber nicht mit dem, was man von ihm erwartet. Begeisterung wecken nur Dinge, die er darüber hinaus leistet.
Der Faktor Zeit
Produktfeatures verharren nicht an einer bestimmten Stelle. Jedes Produktfeature gelangt allmählich von der Excitement-Kurve auf die Basics-Kurve. Eine Innovation wie der Airbag wird zu Anfang mit Begeisterung aufgenommen. Zehn Jahre später ist er eine völlige Selbstverständlichkeit geworden.
Wie kann man das nun strategisch nutzen?
Noriaki Kano, ein japanischer Professor, hatte wohl keine "Kano-Methode" im Sinn. Er dachte eher an ein psychologisches Modell, das drei Gruppen von Anforderungen unterscheiden sollte. Trotzdem bietet sich das Kano-Schaubild als Grundlage für eine strategische Überlegung an:
Brennholz oder Yoghurt eignen sich natürlich kaum für eine solche Analyse. Technische Geräte, Elektronik-Produkte oder Software können dagegen Hunderte unterschiedlicher Features aufweisen. Selbst ein modernes Fahrrad ist nicht nur "einfaches Beispiel". Es ist ein echter Kandidat für eine Untersuchung mit dem Kano Modell.
Hier haben wir als Beispiel ein paar Produktfeatures der Methoden-Software meineZIELE gewählt. Das ist die Software, mit der die Screenshots gemacht wurden. Viele dieser Features sind einzigartig und liegen auf der Excitementkurve weit rechts oben. Einige Dinge, die man auch in normalen Organizern findet, liegen auf der Basics-Kurve. Und wie man sieht, gibt es sogar bei einem Softwareprodukt Dinge auf der Performance-Kurve. Die Begleitbücher in diesem Fall, werden gleichmäßig weiterentwickelt.