Was hat strategische Priorität?
Es gibt Wichtiges und Unwichtiges.
Und es
gibt strategisch Wichtiges.
Das Wichtigste zuerst !
Schon in meiner Kindheit sagte es meine Mutter, mein Vater sagte es und auch mein Großvater sagte es bei jeder Gelegenheit: "Mach immer das Wichtigste zuerst!". Bei Ihnen wird es kaum anders gewesen sein. Das ist eine Binsenweisheit, die man zu oft hört und dann nicht mehr befolgt.
Doch wenn man zuhört und die Erkenntnis nutzt, geht tatsächlich vieles im Leben leichter. Schon beim Vokabellernen in der Schule: Im ersten Monat Latein gleich die Präpositionen einprägen. Die Wörter lernen, die mit Krieg zu tun haben. Die Liste der hundert häufigsten Wörter besorgen. Sie erinnern sich: Strategische Ziele, welche die Ausgangsbasis verbessern. Das vereinfacht so Vieles ...
Im Leben kommt es nicht nur darauf an, wie gut, wie schnell oder wie gründlich man etwas tut und schon garnicht, wie sehr man sich dafür anstrengt. Es kommt darauf an, was man tut. Strategie ist die Kunst, wichtige, erfolgversprechende Dinge zu tun.
Eine
wichtige Frage lautet: Ist es besser,
zunächst die kleinen, schnellen Erfolge
zu suchen oder zuerst die großen, wichtigen Projekte
anzupacken? Dazu eine einfache Überlegung:
In "Der Weg zum Wesentlichen", einem Arbeitsmethodik-Buch, fand ich ein Experiment beschrieben. Stellen Sie sich ein Becherglas vor, das mit einigen großen Steinbrocken gefüllt ist. Natürlich ist das Glas nicht voll. Leicht können noch einige kleinere Brocken dazwischen Platz finden. Auch dann kann noch Kies und schließlich noch Sand dazwischengefüllt werden. Und am Ende hat noch eine Menge Wasser zwischen all den Steinen Platz.
Übertragen wir diese Erkenntnis auf unser Arbeitsleben, auf unseren Arbeitstag. Dann zieht ein Arbeitsmethodiker leicht den Schluss: Es passt immer noch etwas dazwischen.
Denken wir aber strategisch, dann lautet die Erkenntnis ganz anders: Hätten wir nicht mit den großen Brocken begonnen, dann hätte nicht alles Platz gehabt!! Das ist eine entscheidende Erkenntnis. Für Ihr ganzes Leben!
Das Kiesel-Prinzip
Man spricht heute vom Kiesel-Prinzip, weil man sich gerne Kieselsteine dabei vorstellt. Dieses Kiesel-Prinzip wird hoch gelobt. Als Phänomen ist es richtig beobachtet. Aber als Richtschnur für die praktische Anwendung? Da wäre es tatsächlich falsch, das Kiesel-Prinzip einfach blind zu übernehmen und nur die Größe der Aufgaben in Betracht zu ziehen. Es mag noch richtig sein, wenn man "viel" erledigen will. Es ist aber natürlich falsch, wenn man viel Wichtiges und wenig Unwichtiges erledigen will, denn auch große Aufgaben können unwichtig sein.
Wer "Sachbearbeiter" ist und sowieso alles erledigen muss, was vorliegt, der sollte sich das Kiesel-Prinzip ohne Umschweife zu Herzen nehmen. Wer Manager ist und entscheiden kann, was wichtig und unwichtig ist, der sollte "Größe" durch "Wichtigkeit" ersetzen. Ganz gezielt immer das Wichtigste zuerst. Denn ein Gesichtspunkt des Kiesel-Prinzips ist immer richtig: Die Idee, heute allen Kleinkram wegzuräumen und dann morgen mit aller Kraft die wichtigen Dinge ... Das funktioniert nicht. Denn der Kleinkram geht niemals aus.

Tipp:
Widmen Sie sich im Wesentlichen den wichtigen Zielen. Bedenken Sie aber: Wenn man den Kleinigkeiten gar keinen Raum gibt, versinkt man irgendwann im Chaos. Legen Sie als Gegenmaßnahme einen kurzen (und leistungsschwachen) Zeitraum fest, z. B. die halbe Stunde nach dem Mittagessen, in dem Sie sich darum kümmern, dass nicht aus der Fülle der Kleinigkeiten doch noch große Probleme erwachsen.
Aufgabe:
Tüchtige, intelligente Menschen haben nicht
genug Zeit, alles zu tun, was sie gerne anpacken
würden. Auch Ihnen wird es so gehen. Entscheidend
ist also, was wir als erstes anpacken. Denn immer
bleibt auch vieles unerledigt liegen.
Stellen
Sie sich vor, Sie hätten noch einen Tag zu arbeiten
und müssten dann für längere Zeit ins Krankenhaus.
Niemand setzt Ihre Arbeit fort. Welche Aufgaben
müssten an diesem einen Tag noch erledigt werden?
Was wäre in Ihrem Privatleben, Partnerschaft, Familie,
Haus/Garten, Verein etc zu erledigen, wenn nur noch
ein Tag zur Verfügung stünde?
Versuchen Sie, diese Frage für verschiedene Ihrer Lebensrollen (wie Lebenspartner, Elternteil, Hausbesitzer, Vereinsvorstand ...) schriftlich zu beantworten. Wiederholen Sie diese Aufgabe mit verschiedenen Zeithorizonten: z. B. Eine Stunde, ein Tag, zwei Tage, 1 Woche, 2 Wochen, 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 2 Jahre.
Es ist sehr schwer, so auf Anhieb zu sagen, was sich ändern würde, hätte man drei Monate statt nur einem Monat zur Verfügung. Versuchen Sie trotzdem, diese Aufgabe gewissenhaft und auch mit dem nötigen Zeitaufwand zu erledigen.
Bitte führen Sie die Übung jetzt durch.
Je länger die Zeitspannen werden, desto weniger "Kleinigkeiten" tauchen auf, die bei den kurzen Fristen eine so große Rolle spielten. Denken Sie gründlich über Ihre Situation nach. Was ist zu tun, wenn die wichtigen Dinge erreicht werden sollen?
Nicht nur heute
Als Strategie bezeichnet man oft Grundsatzentscheidungen,
die man für sein tägliches Verhalten trifft. Hier
haben wir zweifellos eine Stelle, an der das nötig
wäre. Es nützt uns kurzfristig, wenn wir Prioritäten
setzen und die nächste Woche danach ausrichten.
Aber dann? Entscheidend ist, dass wir das in Zukunft
immer so machen. Tag für Tag. Jeden Tag mehr Wichtiges
und dafür weniger Unwichtiges erledigen.
Wenn
Sie noch nicht nach einem zuverlässigen Prioritätensystem
arbeiten, dann sollten Sie jetzt, in dieser Stunde,
damit anfangen.
Erfahren
Sie hier, wie das geht.
Wo liegt Ihr Zeithorizont?
Die Gedanken der meisten Menschen konzentrieren sich an der unmittelbar bevorstehenden Zeitspanne im Stunden- oder allenfalls Tagesbereich. Unsere Gedanken kreisen bevorzugt um Probleme oder Personen in der näheren räumlichen und zeitlichen Umgebung, meist sogar innerhalb des Gesichtsfelds.
Das ist im Grunde auch richtig. Wer gerade Hunger hat, sollte nicht über die Zukunft entfernter Erdteile nachdenken. Und doch wirkt das Fernliegende, Zukünftige auch zurück. Als diese Zeilen geschrieben wurden, hatte gerade der Orkan "Lothar" den Schwarzwald flachgelegt. Und wir ärgern uns mal wieder, weil der Sprit nicht billig bleibt...
Strategie bedeutet oft eine immer neue Orientierung unseres Zeithorizonts. Allzuoft arbeitet man heute "aufgrund von dringenden Sachzwängen und auch nur für die nächsten Wochen ..." genau in Gegenrichtung zu dem, was wir in 5 Jahren erreichen wollen.
Aufgabe:
Bitte überlegen Sie, wieviele Gedanken Sie auf
verschiedene Zeithorizonte verwenden. In welchem
Zeithorizont wirken sich Ihre Entscheidungen aus?
Erstellen Sie z. B. eine Tabelle wie dargestellt und markieren Sie mit einem Kreuz, wo Sie den wichtigsten Zeithorizont in Ihren verschiedenen Rollen/ Projekten etc sehen. Stellen Sie fest, ob Sie sich in verschiedenen Rollen in verschiedenen Zeithorizonten bewegen.